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Aufenthalt im Buddhistischen Klausurzentrum Amitayus

Am 16. Februar 2022 begab ich mich für 5 Tage (Mindestaufenthalt) in ein buddhistisches Schweigekloster. Dort durfte ich mich mit mir selbst auseinandersetzen. Bereits vor 2 Jahren hatte ich dieses Vorhaben das erste Mal in Angriff genommen, habe es jedoch nach 24 Stunden mangels Durchhaltevermögen abgebrochen. Was heißt das, wenn man sich für ein "Retreat" in ein buddhistisches Schweigekloster begibt? Was passiert dabei eigentlich und was macht das mit einem? Meine Insights habe ich in diesem kurzen Bericht festgehalten.

Folgendes habe ich vor 2 Jahren erleben können: Wenn du von deinem hektischen Alltag, vom Hier und Jetzt, dich in ein Schweigekloster begibst und nun auf einmal die äußeren Einflüsse, die sonst jeden Tag auf dich einwirken (das Telefon, die Kollegen, Familie und Kinder um dich herum etc.) plötzlich nicht mehr vorhanden sind, dann ist es auf einmal ganz still um dich herum. Deine innere Stimme schafft Bewusstsein zu dir selbst und dann kann es sein, dass es plötzlich doch ganz laut in dir wird. Du hörst dich selbst, du darfst dich mit einem Mal selbst aushalten. Gedanken, die sich mit dir selbst beschäftigen, überströmen dich. Dieser ungewohnte Eindruck führte also vor 2 Jahren dazu, dass ich den Versuch abbrechen musste.

Doch dieses Mal war ich dann besser vorbereitet. Nach der Ausbildung der Seins-Lehre "Kan Yu" bei Andrea Schmidt in Werder (Havel), die ich im Jahr 2021 absolviert hatte, war ich besser mit mir und mit meinen Gedanken in Einklang und hatte auch die Freude und den Frieden gefunden, um innere Ruhe zu akzeptieren.

Deshalb waren diese 5 Tage ein sehr intensives Erlebnis für mich ,sehr friedlich und zugleich auch beruhigend. Ich hatte mir natürlich ein leeres Buch mitgenommen, um mir möglicherweise aufkommende Gedanken aufschreiben zu können. Und tatsächlich kamen mir die ersten Tage auch Gedanken auf. Normale, geordnete Gedanken zu meinem Alltag: Welche Prozesse kann ich in der Firma ändern?, Welche Aufgaben waren noch liegen geblieben und wie hätte ich zu ihrer Fertigstellung beitragen können? Doch nach zwei weiteren Tagen stellte sich auch dies ein. Das Handy hatte ich natürlich daheim gelassen, damit ich gar nicht erst in Versuchung kommen würde, daraufzuschauen. Ohnehin sind sämtliche technischen Geräte, Illustrationen sowie andere ablenkende Dinge in der Hausordnung des Klosters verboten.

Wie gestaltete sich nun also mein Tagesablauf?

4 Uhr in der Frühe klingelte der Wecker bereits und natürlich war ich aufgeregt, hatte ich doch die ganze Nacht schon wach gelegen und mich gefragt, wann die Zeit zum Aufstehen endlich kommen würde. Denn um 4:30 Uhr traf man sich zur morgendlichen Zeremonie, welche mit Niederfall, dem Sprechen von Mantras und Gesang vollzogen wurde. Eine ganz andere Art von Frühsport - ein leichter Muskelkater in den Beinen war die Folge und man war definitiv munter. Ich überlegte mir danach, ob es sich wohl lohnen würde, mich noch einmal hinzulegen, denn bereits in einer Stunde würde es schon Frühstück geben. Letztendlich entschied ich mich dazu, die Zeit mit Warten auf meinem Zimmer zu verbringen, bis es soweit war.

Nach dem Frühstück begab ich mich zu einer weiteren Runde Frühsport, bestehend aus Kraftsport, Jogging und TRX. Anschließend folgten verschiedene Meditationssitzungen in wirkungsvoll hergerichteten Räumlichkeiten, welche teils mit vielen Buddha-Statuen und Altären ausgestattet waren, was mich sehr beeindruckte. Dabei fand ich schnell meine Ruhe und dieses Gefühl war sehr angenehm für mich. Ab 10 Uhr half ich dann zusätzlich auch ein wenig in der Küche aus, um mich abzulenken und nicht wieder auf Gedanken aus meinem Alltag zu kommen, dem ich doch gerade erst entflohen war.

Mittags begab ich mich meistens auf einen ausgiebigen Spaziergang von 5 bis 7 Kilometern. Teils allein aber auch oft in Begleitung eines Mönchs, mit dem ich mich über den Buddhismus austauschen durfte. So vergingen die Tage. Ich meditierte, meditierte und meditierte immer wieder so oft sich mir die Gelegenheit dazu bot. Auch an Arbeitseinsätzen beteiligte ich mich sehr oft, selbst wenn es sich nur um das Kehren des Hofes für 45 Minuten handelte. Auch dies bereitete mir Freude und ließ mich sehr entspannen.

Die 5 Tage waren somit wirklich wie im Fluge vorüber. Während dieser Zeit begegnete ich auch einigen interessanten Persönlichkeiten - sei es ein Steuerfachangestellter, ein Bauingenieur oder ein Ergotherapeut, welche nun bereits zum Teil seit 10 Jahren hier lebten. Sie erzählten mir ihre Geschichte und ich erfuhr, weshalb sie sich dazu entschieden hatten, in dieser Abgeschiedenheit zu leben. Weshalb waren sie ständig auf der Suche? Was bewegt einen Menschen dazu, sich für ein Leben als buddhistischer Mönch in der Stille zu entscheiden und ihre Zeit dem Dienen und der Anbetung Buddhas zu widmen? Nun konnte ich nachvollziehen, wieso sie sich hier endlich angekommen fühlten, nach der Flucht aus dem ewigen Hamsterrad des Alltags.

Übrigens beherbergt das Klausurzentrum auch eine große Bibliothek. Ich entdeckte hier viele hochqualitative buddhistische Bücher, sodass ich auch während der 5 Tage viel Zeit mit Lesen verbrachte. So konnte ich viel Interessantes über den Buddhismus erfahren und ihn so besser verstehen. Als Fazit steht für mich fest, dass ich auf jeden Fall wiederkommen werde. Das Erlebnis dieser Erfahrung kann ich vielen nur empfehlen, jedoch glaube ich dass 97% der Bevölkerung so ein Kloster wohl überhaupt nicht aushalten werden, denn die innere Stimme macht sich plötzlich ganz laut bemerkbar und die hohe Kunst des Menschen ist es, sich selbst auszuhalten.

Wenn Sie noch mehr darüber erfahren möchten, schreiben Sie mich gern an.
 

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